Diskussionen zum Strafvollzug am 11. und 12. April 2024
Der Ruf nach härteren Freiheitsstrafen wird regelmäßig laut, wenn eine schockierende Tat durch die Medien geht, zuletzt etwa rund um die Vergewaltigung einer Minderjährigen. Zugleich gibt es wenig öffentliches Interesse an weiterführenden Fragen zum Gefängnis: Wer sitzt aufgrund welcher Verurteilung im Gefängnis, wie sieht der Alltag im Gefängnis aus, was bewirkt das Gefängnis eigentlich? Statistiken machen jedenfalls deutlich, dass die Freiheitsstrafe in der überwiegenden Zahl der Fälle nicht zu Resozialisierung, sondern zu Rückfällen führt. Verfehlt das Gefängnis also seine eigentlichen Ziele? Oder erfüllt es andere Funktionen als diejenigen, die im Strafvollzug definiert ist, „den Verurteilten zu einer rechtschaffenen und den Erfordernissen des Gemeinschaftslebens angepassten Lebenseinstellung (zu) verhelfen“?
Diesen Fragen wie auch Alternativen zur Haftstrafe widmen sich zwei Veranstaltungstage. Am Freitag, den 12.4., geht es unter dem Titel „Raus aus dem Gefängnis“ um die Auswirkungen von Gefängnisstrafen und Alternativen zu diesen. Dies diskutieren der Gefängnisseelsorger Matthias Fellinger, der ehemalige Direktor einer deutschen Justizanstalt und Gefängniskritiker Thomas Galli, die auf Täterarbeit spezialisierte Sozialpädagogin Daniela Hirt und die Expertin für Restorative Justice, Nicole Lieger. Moderiert wird die Diskussion von der Journalistin Nina Horaczek Am Vorabend werden drei Bücher präsentiert, ein Band mit Erfahrungsberichten von Menschen im Maßnahmenvollzug, ein Leitfaden für Angehörige von Strafgefangenen und ein Buch für Kinder, deren Eltern in Haft sind. Danach zeigt der Film „All eure Gesichter“ Täter-Opfer-Gespräche als Form von Restorative Justice in einem französischen Gefängnis.
Thomas Galli, der als ehemaliger Gefängnisdirektor jahrzehntelange Erfahrungen mit dem Strafvollzug hat, plädiert nachdrücklich für eine öffentliche Auseinandersetzung mit diesem Thema, „damit man sich wirklich klar wird, was wir im Umgang mit Straffälligen und der Bekämpfung der Kriminalität erreichen wollen.“ Denn in seiner derzeitigen Form hat der Strafvollzug drei Opfer: „Zum einen den Täter, der desintegriert und kaum bis nicht resozialisiert wird. Zum anderen die Geschädigten, denen die Möglichkeit eines Ausgleichs und einer Bewältigung verwehrt wird. Das dritte Opfer ist die Allgemeinheit. In der Mehrheit der Fälle wird die Wahrscheinlichkeit vergrößert, dass jemand wieder straffällig wird. Dann ist die Allgemeinheit letztlich auch geschädigt.“
Die Veranstaltungen werden vom Albert Schweitzer Haus Forum der Zivilgesellschaft in Zusammenarbeit mit der Zeitschrift Blickpunkte, der Union für die Rechte von Gefangenen, der Evangelischen Gefängnisseelsorge und der ÖH der AK Bild organisiert.
Donnerstag, 11.4., Votivkino (Währinger Straße 12)
18:00: Buchpräsentationen
20:00: Filmvorführung: All eure Gesichter
Freitag, 20.10., Aula der Akademie der bildenden Künste (Schillerplatz 3)
19:00: Raus aus dem Gefängnis. Was Strafe bewirkt. Podiumsdiskussion mit Matthias Fellinger, Thomas Galli, Daniela Hirt und Nicole Lieger. Moderation: Nina Horaczek
Rückfragen & Kontakt:
Angelika Neuner, Albert Schweitzer Haus Forum der Zivilgesellschaft
angelika.neuner@ash-forum.at, 0664 88588922