Diese 10 Änderungen würden einen großen Unterschied machen.
Diese Geschichte wurde ursprünglich vom Prison Journalism Project veröffentlicht.
Da ich seit mehr als 20 Jahren im Gefängnis sitze, habe ich viele Veränderungen erlebt. Ich habe in verschiedenen Gefängnissen gelebt, unter verschiedenen Verwaltungen, und habe gesehen, wie unterschiedlich die Menschen dort vorgehen.
Aufgrund meiner Erfahrungen habe ich eine Liste mit 10 Verbesserungen zusammengestellt, die ich in meinem Gefängnis, der Idaho State Correctional Institution in Boise (USA), gerne sehen würde.
- Anstatt 30 oder 40 Cent pro Stunde zu zahlen, würde ich den Arbeitern einen angemessenen Lohn zahlen. Und alle Insassenausweise würden wie Debitkarten kodiert sein. Ich würde die „versteckten“ Gebühren abschaffen, die in vielen Gefängnissen für Dienstleistungen wie Telefongespräche und Einkäufe im Supermarkt erhoben werden. In unserem Gefängnis wird zum Beispiel ein Aufschlag von 10 % auf alle Einkäufe erhoben, mit dem Freizeitprogramme, Bildungsangebote und Gottesdienste finanziert werden. Das wäre nicht so schlimm, wenn die Insassen ein Mitspracherecht hätten, wofür das Geld ausgegeben wird. Viele Insassen wissen nicht einmal, dass es diese Gebühr gibt.
- Für die Mahlzeiten schlage ich eine Essensausgabe vor, bei der sich die Leute aussuchen können, was sie wollen. Es wird so viel Geld für Essen verschwendet, das dann weggeworfen wird. Außerdem könnten gegen einen geringen Aufpreis einige spezielle Menüpunkte ausgewählt werden. Ich würde sogar Verkaufsautomaten im Speisesaal aufstellen, an denen die Insassen mit ihrem Ausweis einkaufen können. Dies würde mehr Auswahlmöglichkeiten bieten. In den meisten Gefängnissen wird immer wieder das gleiche Menü serviert.
- Junk-Food-Angebote in der Kantine sind eine nette Abwechslung, aber es sollte auch eine Auswahl an gesünderen Gerichten geben, ebenso wie einige TV-Dinner-ähnliche Mahlzeiten für die Zeiten, in denen jemand nicht in die Kantine gehen will oder kann.
- Je nach Sicherheitsstufe des Gefängnisses sollte der Supermarkt auch Komfortartikel wie Plastikstühle, Vorhänge, Teppiche und Fußmatten verkaufen. Ich war in einem Gefängnis, in dem wir Dinge wie Bettdecken und Luftmatratzen kaufen konnten. Das war schön.
- Apropos Komfort: Warum müssen Gefängnisse Zellen haben? Wie wäre es, wenn man stattdessen kleine, effiziente Wohnungen einrichten würde? Natürlich müsste sich der Insasse selbst darum kümmern. Vielleicht bräuchte man ein paar altmodische Zellen für die wenigen, die sich nicht darum kümmern, aber ich bin sicher, das wäre eine kleine Minderheit.
- Es sollte genügend einfache Kabelfernsehkanäle geben, aber ich würde auch ein System einrichten, wie es viele Hotels (und einige Gefängnisse) haben, bei dem man für Filme, Fernsehsendungen und sogar Videospiele bezahlen kann.
- Es sollte eine Vielzahl von höheren Bildungs- und Berufsbildungsmöglichkeiten geben. Inhaftierte, die einen Beruf erlernen oder einen Abschluss machen können, haben viel bessere Chancen, nach ihrer Entlassung einen Arbeitsplatz zu finden. Selbst Menschen, die eine lebenslange Haftstrafe verbüßen, würden sich besser fühlen, wenn sie etwas erreichen könnten. Mit unserem neuen Zugang zu Pell Grants geschieht mehr davon – aber es sollte noch viel mehr sein.
- Ich würde Häftlingen erlauben, ihre eigenen Unternehmen zu führen (natürlich mit entsprechenden Vorschriften). Wenn dies erlaubt war (und manchmal auch nicht), habe ich gesehen, wie Menschen eine Fertigkeit entwickelten – Malerei, Holzbearbeitung, Schreiben – und damit ein gutes Einkommen erzielten. In einem privaten Gefängnis in Oklahoma, in dem ich war, wurden die eigenen Kreationen im Besucherbereich ausgestellt. Besucher und Bedienstete konnten die Gegenstände kaufen, wobei das Geld an den Kunsthandwerker zurückfließt.
- Es könnten sogar Programme angeboten werden, die den Insassen helfen, ihre Fähigkeiten zu erlernen oder zu verbessern und gleichzeitig gängige Gefängnisprobleme zu lösen. Eines der ständigen Probleme in Gefängnissen ist zum Beispiel das ungeregelte Tätowieren. Die Insassen können sehr erfinderisch sein, wenn es um die Herstellung von Tätowiermotoren und -tinten geht. Aber das kann gefährlich sein. Jemand kann sich leicht anstecken oder eine Krankheit bekommen. Wie wäre es mit der Einrichtung eines von der Justizbehörde genehmigten Tätowierstudios, in dem die Menschen Zugang zu einer angemessenen Ausbildung und entsprechenden Materialien haben? Für die Arbeit würde eine Gebühr erhoben, um den Künstler zu bezahlen und ihm die Möglichkeit zu geben, Material und die richtige Ausrüstung zu kaufen.
- Ich würde einen Schwerpunkt auf organisierten Sport legen, insbesondere auf Mannschaftssportarten wie Fußball und Basketball, die die Menschen lehren, zusammenzuarbeiten. Und obwohl viele Gefängnisse Angst vor traditionellen Kampfsportarten wie Karate oder Taekwondo zu haben scheinen, kann man, wenn sie richtig unterrichtet werden, eine Menge über Ehre, Respekt und Selbstdisziplin lernen. Zumindest sollte es so etwas wie Tai Chi geben.
Jetzt fragen Sie sich vielleicht: Wie kann ich es rechtfertigen, die Lebensqualität im Gefängnis zu verbessern, wenn die Menschen zur Strafe dort sind?
Zunächst einmal würden die meisten meiner Vorschläge die Inhaftierten beschäftigen, was sie aus Schwierigkeiten heraushalten und die Gefängnisse sicherer machen würde. Inhaftierte Menschen werden durch die Bedingungen im Gefängnis selbst ständig bestraft. Eine weitere Einschränkung unserer Menschlichkeit kann nichts Gutes bewirken. Wir sollten uns also mit Ambitionen und kleinen Annehmlichkeiten beschäftigen, anstatt ständig der Erniedrigung und Demoralisierung ausgesetzt zu sein.
Es ist auch wichtig, dass inhaftierte Menschen lernen, sich selbst und andere besser zu verstehen. Dies kann nur geschehen, wenn wir mit Respekt und Würde behandelt werden. Wenn es Möglichkeiten gibt, wie „zivilisierte“ Menschen behandelt zu werden, können wir uns selbst und die Gesellschaft besser einschätzen. Das ist eine gute Sache.
Text by Dennis “Abbadunamis” Mintun, Prison Journalism Project.
Picture By James Du Toit – Own work, CC BY-SA 4.0
Translation by Markus Drechsler
👍🏻 deckt sich 100% mit meinen Vorstellungen zu menschenwürdigen Verbesserung von Haftbedingungen.
Hinzu käme noch…
1) Regelmäßiger Besuch durch Tiere:
Zur therapeutischen Unterstützung, sowie die Möglichkeit zur Übernahme einer Tier Patenschaft.
2) Umfassender Zugang zur Digitalisierung: Unterschiedliche Tools (von Insassen ausgewählt) sollen nutzbar zum Selbststudium, zur Gesundheitsprävention, vorallem für den kontinuierlichen, regelmässigem therapeutischen Einsatz, genutzt werden können.
„A Mensch möcht i bleiben, ned zur Nummer möcht i werden“ … (Wolfgang Ambros, Sänger Österreich)