Am 15. Juni 2024 fand eine laute und kämpferische Kundgebung vor der Justizanstalt Jakomini in Graz statt. Es gab bunte und vielfältige Transparente, Reden, ein Musikprogramm, zum Teil von Live Bands, Informationen für Gefangene und Angehörige in mehreren Sprachen und die Möglichkeit, Briefe ins Gefängnis zu schreiben.
Zu Beginn der Kundgebung konnte man auch noch hören, dass die Gefangenen in Jakomini lautstark und begeistert Anteil an der Veranstaltung nahmen und es gelang sogar, ein paar Musikwünsche von drinnen zu verstehen und in das Programm aufzunehmen. Dann griff offensichtlich die Justizwache ein und die Gefangenen wurden weggesperrt. Was natürlich umso mehr die Wichtigkeit der Veranstaltung zeigte – in den Worten der VeranstalterInnen: „Eine Gesellschaft die Knäste braucht, wollen wir nicht. Das Justiz-System und ihre Exekutive, hauptsächlich die Polizei, verkörpern alles, was wir ablehnen: Macht, Patriarchat, Zwang, Gewalt und Unterdrückung. Diese durch und durch hierarchischen Strukturen fördern eher die globale Ungerechtigkeit, als dass sie sie auflösen. Wir wollen deutlich machen, warum Freiheitsberaubung keinesfalls die Lösung ist. Wir wollen unterstützen, dass Gefangene sich organisieren und ihre Rechte einfordern können.“
Doch immerhin hörten wir im Nachhinein, dass die Kundgebung weiter für die Gefangenen hörbar war, auch wenn sie sich nicht mehr beteiligen konnten. Zu hören gab es u.a. ein Gespräch mit Andreas Krebs, der seit fast 20 Jahren in Gefängnissen in verschiedenen Ländern für die Rechte von Gefangenen kämpft, sowie Reden und Erfahrungsberichte von Gefangenen in österreichischen Gefängnissen und deren Angehörigen, die vorgelesen wurden.
Ein wichtiges Thema war die Menschenwürde der Gefangenen, die „beansprucht werden und durchgesetzt werden muss“, wie dies ein Gefangener formulierte. Denn Menschenwürde wurde nie von den Eliten freiwillig zugestanden, „sondern von denjenigen beansprucht, denen man ein menschenwürdiges Leben abgesprochen hatte.“ Und um die Menschenwürde im Gefängnis ist es nicht gut bestellt, das zeigen schon die Details des Knastalltags: „Hat den ein täglicher Spaziergang einer lächerlichen Stunde, wie ein Affe im Kreis, tatsächlich etwas mit einem würdevollen Leben zu tun?“
Oliver Riepan, einer der Gründer der „Union für die Rechte von Gefangenen“ rief daher dazu auf, die Union zur Selbstorganisation zu nützen, „als Schutz und Wehr gegen Willkür und Machtmissbrauch“. „Darum schließt euch zusammen und setzt diesem unmenschlichen Gefängnissystem als Genoss*innen und Mitgefangene die Einigkeit und Kraft der Solidarität entgegen. Denn nur gemeinsam und einig sind wir stark, aber jede*r für sich alleine ist machtlos und schwach.“