Die Gefängnisleitung ist gerade dabei neue Handy-Scanner kaufen, um die Nutzung von Handys aus dem Gefängnis verbannen, aber der ehemalige Direktor des Hasselter Gefängnisses hält das für keine gute Idee. Er befürwortet stattdessen die Einführung von Smartphones für Insassen, um zu verhindern, dass sie sie über den illegalen Kreislauf einschmuggeln, und damit InsassInnen nicht von der Außenwelt entfremdet werden.

Handys und Smartphones sind im Gefängnis offiziell verboten, werden aber regelmäßig geschmuggelt oder über die Gefängnismauern geworfen. Metalldetektoren können die winzigen Geräte nicht erkennen. Die Gefängnisbehörde will sie mit speziellen Scannern bekämpfen, weil sie aktive Handys aufspüren können.

Paul Dauwe, langjähriger Direktor des Gefängnisses der Justizanstalt Hasselt, der vor kurzen in den Ruhestand getreten ist, hält dies für keine gute Idee. „Mit einem Smartphone können Gefangene mit ihren Angehörigen in Kontakt treten. Das ist unglaublich wichtig für die Wiedereingliederung in die Gesellschaft. Jetzt sind sie von der Welt entfremdet. Wenn sie entlassen werden, haben sie es sehr schwer.“

Durch die Zulassung von Smartphones lassen sich viele Probleme im Gefängnis vermeiden. „Jetzt gibt es einen illegalen Handel mit Handys“, führt Dauwe weiter aus, „Bestimmte dominante Gefangene können daher Kontrolle über andere Häftlinge ausüben. Daraus ergeben sich dann Schulden und Verpflichtungen. Ich denke, ein Verbot verursacht mehr Probleme als sie zu erlauben.

Gegen einen Fernseher oder ein gewöhnliches Telefon in der Zelle gab es auch jahrelangen Widerstand, erinnert sich der Direktor. „Vor allem Politiker machen sich Gedanken über die möglichen negativen Folgen, aber sie vergessen dabei, dass wir immer noch restriktive Maßnahmen verhängen können, zum Beispiel wenn Krisen auftreten oder wenn wir eine missbräuchliche Verwendung feststellen.“

Umsetzungsmöglichkeiten, auch in Österreichs Gefängnissen

Der Einsatz von Handys in Gefängnissen ist ein komplexes und sensibles Thema, das sorgfältige Überlegungen erfordert, um sowohl die Sicherheit zu gewährleisten als auch Missbrauch zu verhindern. Ein möglicher Ansatz könnte darin bestehen, den Zugang zu Handys auf ausgewählte Insassen zu beschränken, die sich durch gutes Verhalten auszeichnen. Diese Insassen könnten unter strengen Bedingungen und nur zu bestimmten Zeiten Zugang zu Mobiltelefonen erhalten, was die Überwachung und Kontrolle der Nutzung erheblich erleichtern würde.

Technische Einschränkungen

Ein weiteres Schlüsselelement für die sichere Nutzung von Handys in Gefängnissen wäre die technische Überwachung und Kontrolle der Geräte. So könnten die Handys so konfiguriert werden, dass nur vorab genehmigte Telefonnummern angerufen oder kontaktiert werden können. Dies würde sicherstellen, dass Insassen keine unerwünschten Personen erreichen. Darüber hinaus könnte der Internetzugang stark eingeschränkt oder auf bestimmte, genehmigte Websites beschränkt werden, um den Missbrauch der Geräte zu verhindern. Eine umfassende Überwachung und Aufzeichnung aller Anrufe und Nachrichten wäre ebenfalls eine notwendige Maßnahme, um sicherzustellen, dass keine unerlaubten Aktivitäten stattfinden. Solche Überwachungsmaßnahmen könnten durch spezialisierte Softwarelösungen realisiert werden.

Neben den technischen Aspekten wäre auch die Entwicklung angepasster Hardware eine sinnvolle Maßnahme. Es könnten spezielle, für den Gefängniseinsatz entwickelte Mobiltelefone zum Einsatz kommen, die keine SIM-Karten nutzen und ausschließlich über das interne Gefängnisnetzwerk funktionieren. Diese Geräte könnten so gestaltet sein, dass sie keine Kameras oder SMS-Funktionalität besitzen, was das Risiko des Missbrauchs weiter minimieren würde. Alternativ könnte ein System eingeführt werden, bei dem Insassen Zugang zu „virtuellen“ Handys erhalten, die zentral im Gefängnis verwaltet werden, wobei das Gefängnispersonal die Kontrolle über die physische Hardware behält.

Psychosoziale Maßnahmen

Auch psychosoziale Maßnahmen spielen eine wichtige Rolle. Insassen könnten durch spezielle Programme motiviert werden, Handys verantwortungsbewusst zu nutzen. Solche Programme könnten die Voraussetzung dafür sein, dass ein Insasse überhaupt Zugang zu einem Handy erhält. Darüber hinaus könnte ein Belohnungssystem entwickelt werden, bei dem Insassen durch gutes Verhalten Punkte sammeln, die sie gegen Handyzeiten eintauschen können. Dies würde nicht nur die Motivation fördern, sich an die Regeln zu halten, sondern auch ein gewisses Maß an Selbstdisziplin und Verantwortungsbewusstsein fördern.

Um den Missbrauch von Handys im Gefängnis zu minimieren, wären klare rechtliche und disziplinarische Maßnahmen notwendig. Es sollten klare Regeln aufgestellt werden, die den Handygebrauch regeln, und es müssten feste Konsequenzen für Verstöße festgelegt werden. Gleichzeitig müsste das Gefängnispersonal speziell geschult werden, um mögliche Anzeichen für den Missbrauch von Handys frühzeitig zu erkennen und entsprechend reagieren zu können.

Pilotprojekte

Schließlich wäre es ratsam, solche Maßnahmen zunächst in Pilotprojekten zu testen, um potenzielle Schwachstellen zu identifizieren und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen. Eine kontinuierliche Evaluation der Maßnahmen wäre unerlässlich, um sicherzustellen, dass das System effektiv bleibt und den sich möglicherweise verändernden Anforderungen gerecht wird. Diese Kombination aus eingeschränktem Zugang, technischer Kontrolle, angepasster Hardware, psychosozialen Maßnahmen und klaren Regeln könnte einen Weg darstellen, den Insassen in Gefängnissen einen kontrollierten und sicheren Zugang zu Handys zu ermöglichen, während gleichzeitig der Missbrauch minimiert wird.

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