Ein Einblick wie sich die Sozialarbeit im österreichischen Straf- und Maßnahmenvollzug selbst sieht und ihre Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und Politik wahrnimmt. Oder sollte.
„Die MitarbeiterInnen in den Justizanstalten bekennen sich gemäß §§ 20 und 56 StVG zur erzieherischen Ausrichtung des Strafvollzugs, wobei sich die Erziehungsarbeit im Erlernen sozialer Fertigkeiten und einer sinnvollen (Freizeit-) Beschäftigung innerhalb und außerhalb der Anstalt widerspiegelt.“
Sozialarbeit im Strafvollzug hat nichts mit Sozialromantik zu tun. Es geht um die Betreuung von Häftlingen durch – salopp gesagt – Fachkräfte für das friedliche Zusammenleben, mit dem Ziel die Sicherheit für alle langfristig zu erhöhen.
Konkret darf das im Strafvollzug nicht bloß heißen, die Insassen und Insassinnen wegzusperren, bis ihre Strafe abgebüßt ist und der Teufelskreis von vorne anfängt, sondern:
- erzieherische Ausrichtung: Anleiten um das eigene Verhalten zu überdenken und Verantwortung zu übernehmen
- Resozialisierung: Unterstützung bei positiver Verhaltensänderung, Begleitung bei Ausbildung
- Unterstützung zur Rückfallsvermeidung: etwa Hilfe ein stabiles Umfeld aufzubauen
Denn in vielen Fällen ist Straffälligkeit ein Ausdruck für misslungene Bewältigungsstrategien in sozialen Konflikten und persönlichen Überforderungssituationen. Um die Handlungsfähigkeit der InsassInnen (wieder) herzustellen ist es notwendig, dass sie die Verantwortung für ihr Handeln übernehmen und selbst die Initiative ergreifen, trotz der umfangreichen Tätigkeiten der Sozialen Dienste. Um dieses aktive Anpack-Haltung zu fördern, greifen SozialarbeiterInnen auf viele verschieden Werkzeuge zurück: Einzelgespräche mit InsassInnen, Begleitung des Prozesses durch Dokumentation, Absprache mit Mitarbeitern aus verschiedenen Fachbereichen, Betreuung von Freizeitgruppen, Kommunikation mit verschiedenen Ämtern – und vieles mehr.
Obwohl diese Art der Unterstützung nur Vorteile für die Gesellschaft bringt, bleibt sie im gesellschaftlichen Abseits. Es ist eine Arbeit, bei der viele zwischenmenschliche Türen, auf die man trifft, schwer ins Schloss gefallen sind. Um hier neue Hoffnung und Sichtweisen zu ermöglichen, unterstützen die SozialarbeiterInnen Häftlinge im Nachdenken über das eigene Handeln. Dafür braucht es eine Begleitung im täglichen Wechselbad der Gefühle aus Frustration, Zufriedenheit, Wut, Freude, Enttäuschung oder Sorge. Diese Befindlichkeiten zu besprechen, erlebbar zu machen und gemeinsam Perspektiven zu erarbeiten, ist eine abwechslungsreiche und herausfordernde Tätigkeit. Wie man sieht, prägt Facettenreichtum die Sozialarbeit im Strafvollzug.
Sozialarbeit im Straf- und Maßnahmenvollzug ist eine professionelle Hilfe, die darauf abzielt, InsassInnen und ihrem sozialen Umfeld während der Inhaftierung psychosoziale Beratung und Begleitung zu bieten.
Was denken Sie? Wird Sozialarbeit in Ihrem Alltag wie oben beschrieben gemacht oder haben Sie sie anders erlebt? Haben Sie Ideen wie Sozialarbeit für alle Beteiligten besser gelingen kann? Schreiben Sie mir Ihre Erfahrung!
Bleiben Sie kraftvoll, bleiben Sie zuversichtlich!