Ein Gastbeitrag einer Mutter über die Probleme die sich aus der Anhaltung Ihres Sohnes im Maßnahmenvollzug und der mangelnden Barrierefreiheit ergeben. Der Beitrag wurde zum Schutz der Anonymität verfremdet. Die Personen sind der Redaktion bekannt.

Mein Name ist M. Mein Sohn K. ist zur Zeit in einem Forensisch-Therapeutischen-Zentrum (FTZ) inhaftiert.

Wie ungerecht das Leben sein kann, beschreibt mein Dasein. Sobald  man kein Geld hat, wird man ungeniert bestraft. Mein Sohn hat, nach einem Drogencocktail, in seiner Verwirrtheit sich selbst der Polizei gestellt. Der einziger Satz gegenüber dem Polizisten lautete: „Entweder unternehmen Sie was, oder ich bringe die Alte um!“ brachte ihm die Einweisung ein, da sich der Wachbeamte durch diese Aussage angeblich in Angst und Schrecken versetzt fühlte.

Ich möchte betonen mein Sohn hatte seine Frau weder geschlagen oder Sie misshandelt, trotzdem landete er im Maßnahmenvollzug. Er hat bis jetzt bereits ein Jahr dort verbracht ohne eine Person körperlich verletzt zu haben, ich frage mich wie kann ein Gesetz solch etwas erlauben? Einem jungen Menschen wird seine Zukunft zerstört und seine Existenz genommen!

Wir als Eltern würden unseren Sohn so notwendig zur Unterstützung brauchen, da wir beide unterschiedliche Behinderungen haben. So müssen wir mit unseren kleinen Einkommen auskommen und uns gleichzeitig um unseren Sohn kümmern.

Mein Sohn und ich, ein Bild aus besseren Zeiten (Fotos: privat)

Leider klappt es mit den persönlichen Besuch auch nicht. Ich habe leider gravierende gesundheitliche Probleme und bin auf Hilfe angewiesen. Barrierefrei kann man dieses alte Gebäude des FTZ nicht bezeichnen, da nur 2 Schienen auf die Stufen gelegt werden. Um genauer kontrolliert werden zu können, müsste ich auf einen schmäleren Rollstuhl wechseln, was mir nicht möglich ist. Es wurde mir Videotelefonie angeboten, aber welche Mutter möchte nicht sein Kind umarmen und drücken?

Mein Kind ist jetzt clean und tickt völlig normal und es gehört ein neues Gutachten erstellt, das bestätigt wie er sich geändert hat. Wenn er noch Therapien benötigt, könnte man es außerhalb machen mit der Auflage, wenn er sich nicht daran hält, muss die Haft fortgesetzt werden.

Aber wie schon anfangs erwähnt, ohne Geld für Anwalt und/oder Gutachter bleibt man in einer ausweglosen Situation. Bei einem Maßnahmenvollzug gibt es kein bestimmtes Ende und so ist es die Angst die mitschwingt, in meinem Alter meinen Sohn nicht mehr in Freiheit zu sehen.

Ja, wo ist da Justizia, die angeblich gerecht ist, bei uns ist sie wortwörtlich blind, sie sieht nicht meine Tränen und den Herzschmerz! Solange mein Mutterherz schlägt, wird es kämpfen um Ihr Kind. So ist es meine Aufgabe, weiterhin zu versuchen Gehör zu finden.

One Reply to “Mein gestohlener Sohn”

  1. Hier merkt man wohin sich unsere Exekutive und die Justiz entwickelt hat. „Die Polizei dein Freund UND Helfer“ gilt lange nicht mehr. Anstatt diesem jungen Mann, der an der falschen Stelle, Hilfe suchte, zu Fachexpert*innen zu bringen, liefern sie ihn einer verirrten Justiz aus. Eines noch, ein Exekutiv Beamter der sich fürchtet, wenn jemand Hilfe sucht, braucht offensichtlich selbst Hilfe.

    Ich wünsche dem jungen Mann, und seiner Familie eine Sorgen freiere Zukunft als jetzt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert