Eine Tragödie, die selten geschieht, aber tief erschüttert: Filizid ist ein komplexes Phänomen, das die Gesellschaft vor große Herausforderungen stellt.
Filizid, die Tötung eines Kindes durch einen Elternteil, bleibt trotz seiner Seltenheit ein fesselndes und bedrückendes Thema. In Österreich wurden zwischen 1995 und 2005 74 Fälle registriert. Die geschätzte Rate von 5,2 Fällen pro 100.000 Kindern liegt dabei über dem internationalen Durchschnitt. Besonders erschütternd sind die Zahlen zu Neonatiziden, bei denen Neugeborene innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Geburt getötet werden – ein Drittel aller untersuchten Fälle. Die TäterInnen sind oft Frauen, insbesondere bei Neonatiziden, während Männer häufiger erweiterte Suizide begehen.
Die Hintergründe solcher Taten sind vielschichtig. Psychische Erkrankungen spielen eine große Rolle, ebenso wie soziale Isolation oder wirtschaftlicher Druck. Viele TäterInnen fühlen sich von ihrer Lebenssituation überwältigt, ohne Unterstützung oder einen Ausweg zu sehen. Besonders junge Frauen, die ihre Schwangerschaft verdrängen oder leugnen, sind gefährdet. In einer Arbeit von Sabine Amon aus dem Jahr 2019 wird deutlich, dass es sich oft um tragische Einzelfälle handelt, die jedoch strukturelle Probleme und gesellschaftliches Versagen offenbaren.
Um diese Tragödien zu verhindern, sind gezielte Maßnahmen auf mehreren Ebenen erforderlich. Prävention beginnt bei der Stärkung von Eltern durch soziale und psychologische Unterstützung. Kostenlose Verhütungsmittel und öffentlich zugängliche Informationen über anonyme Geburten können helfen, die Wahrscheinlichkeit von Neonatiziden zu senken. Zudem ist die Sensibilisierung des sozialen Umfelds entscheidend, um erste Anzeichen von Überforderung oder psychischen Krisen zu erkennen.
Auch das Justizsystem muss angepasst werden. Statt lediglich zu bestrafen, sollten Therapien und langfristige Unterstützung im Vordergrund stehen. Die Zusammenarbeit von Gesundheitswesen, Sozialarbeit und Justiz ist der Schlüssel, um gefährdete Familien frühzeitig zu identifizieren und ihnen zu helfen.
Filizid ist ein Weckruf an die Gesellschaft, das Thema Elternschaft und Überforderung ernst zu nehmen. Es zeigt, wie wichtig es ist, Menschen in Not nicht allein zu lassen. Mit einem ganzheitlichen Ansatz könnten diese Tragödien verhindert und Leben gerettet werden. Nur durch präventive Maßnahmen und ein wachsames gesellschaftliches Auge kann die Zahl solcher schrecklicher Taten gesenkt werden.
Bei psychischen oder suizidalen Krisen sowie im akuten Notfall ist es wichtig, rasch Krisentelefonnummern und Notrufnummern bei der Hand zu haben. Hier finden Sie eine österreichweite Übersicht.
Telefonseelsorge, Tel.: 142 (Notruf), täglich 0–24 Uhr, Telefon-, E-Mail- und Chat-Beratung für Menschen in schwierigen Lebenssituationen oder Krisenzeiten. Online unter www.telefonseelsorge.at.
Polizei, Tel.: 133, Gefahrenabwehr und Prävention bei Selbst- und Fremdgefährdung, Online unter www.polizei.gv.at.
Rettung, Tel.: 144
Männernotruf, Tel.: 0800 246 247, Der Männernotruf bietet Männern in Krisen- und Gewaltsituationen österreichweit rund um die Uhr eine erste Ansprechstelle. Online unter www.maennernotruf.at.
Männerinfo, Tel.: 0800 400 777, Telefonische Krisenberatung rund um die Uhr aus ganz Österreich; bei Bedarf auch gedolmetschte Beratung; anonym vertraulich, kostenlos. Online unter www.maennerinfo.at.
Frauenhelpline, Tel.: 0800 222 555, Die Frauenhelpline gegen Gewalt bietet rund um die Uhr Informationen, Hilfestellungen, Entlastung und Stärkung – auch in Akutsituationen. Online unter www.frauenhelpline.at.
Ö3 Rotes Kreuz Kummernummer, Tel.: 116 123, Die Ö3-Kummernummer ist aus allen Netzen zum Nulltarif erreichbar, absolut anonym; täglich von 16 bis 24 Uhr. Die Ö3-Kummernummer ist eine Erstanlaufstelle für alle Menschen in persönlichen Notlagen. Weitere Informationen finden Sie auch online unter www.roteskreuz.at.
Kinder- und Jugendliche
Die Website bittelebe richtet sich gezielt an Kinder und Jugendliche. Online unter bittelebe.at. Rat auf Draht: Tel.: 147. Beratung für Kinder und Jugendliche. Anonym und rund um die Uhr. www.rataufdraht.at. Kindernotruf: Tel.: 0800 567 567. Der Kindernotruf ist eine 24-Stunden Telefonberatung in akuten Krisen sowie Konfliktsituationen.
Danke für die Krisen Notfall Kontakte.