Bericht über die Präsentation des GLOTIP2024 und die zentralen neuen Erkenntnisse zum Menschenhandel
Am 10. Dezember präsentierte UNODC (United Nations Office on Drugs and Crime) den erwarteten „Global Report on Trafficking in Persons 2024“ (GLOTIP2024). Der Bericht analysiert die weltweiten Trends und Muster im Menschenhandel und stellt die ersten umfassenden Daten nach der Pandemie vor. Mit Informationen aus 156 Ländern bietet der Bericht detaillierte Einblicke in Opferprofile, Täterstrukturen und Handelsströme. Besondere Beachtung fanden regionale Unterschiede, insbesondere in Bezug auf Konflikte, Migration und klimabedingte Risiken.
Globale Erkenntnisse aus GLOTIP2024
Die weltweite Identifizierung von Opfern des Menschenhandels zeigt eine klare Rückkehr zum Anstieg nach einem Pandemie-bedingten Rückgang. Im Jahr 2022 wurden 25 % mehr Opfer entdeckt als 2019, wobei insbesondere Regionen wie Sub-Sahara-Afrika, Nordamerika und Westeuropa signifikante Zuwächse meldeten. Die Pandemie hatte die Ressourcen und den Zugang von Behörden eingeschränkt, was den Anstieg nach der Krise umso dramatischer erscheinen lässt.
Ein besorgniserregender Trend ist der steigende Anteil von Kinderopfern. Mädchen werden überwiegend für sexuelle Ausbeutung gehandelt, während Jungen häufig für Zwangsarbeit oder kriminelle Tätigkeiten ausgebeutet werden. In vielen Regionen, darunter Nordamerika und Europa, ist eine Zunahme unbegleiteter minderjähriger Migranten zu verzeichnen, die besonders anfällig für Menschenhandel sind. Sub-Sahara-Afrika registriert zudem traditionell mehr Kinder als Erwachsene unter den Opfern.
Die Dominanz organisierter krimineller Strukturen wird im Bericht erneut betont. Fast drei Viertel aller dokumentierten Fälle werden von Netzwerken der organisierten Kriminalität durchgeführt, die sowohl national als auch international agieren. Afrikanische Opfer tauchen weltweit in verschiedenen Zielregionen auf, insbesondere in Europa und dem Nahen Osten, wo sie häufig in Schuldknechtschaft oder durch Gewalt festgehalten werden.
Trotz der zunehmenden Zahl entdeckter Opfer bleibt die Reaktion der Strafjustiz oft unzureichend. Besonders bei Zwangsarbeit sind die Verurteilungszahlen im Vergleich zu gemeldeten Fällen enttäuschend niedrig. Der Bericht hebt weiters hervor, dass nur wenige Länder eine konsequente Verfolgung gewährleisten, was eine Lücke in den globalen Bemühungen zur Bekämpfung des Menschenhandels darstellt.
Schließlich zeigt der Bericht, dass klimatische und politische Instabilitäten die Anfälligkeit für Menschenhandel erheblich erhöhen. Klimawandel und Konflikte zwingen Millionen Menschen zur Migration, was ihre Verwundbarkeit für Ausbeutung drastisch steigert. Insbesondere in Afrika wirkt sich die Kombination aus Armut, Konflikte um Ressourcen und klimabedingtem Druck zur Flucht verheerend aus.
Zahlen und Entwicklungen in Österreich
Im Jahr 2022 wurden in Österreich 173 Fälle von Menschenhandel offiziell gemeldet, was einem Anstieg von 12 % gegenüber 2021 entspricht. Die Mehrheit der Opfer (63 %) waren Frauen, die überwiegend aus Südosteuropa und Asien stammten. Kinder machten 18 % der Opfer aus, wobei sie häufig für sexuelle Ausbeutung oder kriminelle Aktivitäten missbraucht wurden.
Die Strafverfolgung in Österreich verzeichnete Fortschritte: 47 Personen wurden wegen Menschenhandels verurteilt, ein Anstieg von 15 % im Vergleich zum Vorjahr. Dennoch bleiben die Zahlen im europäischen Vergleich moderat. Bemerkenswert ist, dass Österreich in den letzten Jahren seine Maßnahmen gegen Menschenhandel verstärkt hat, darunter die Einführung strengerer Gesetze und eine bessere Koordination mit EU-weiten Ermittlungsbehörden.
Vergleich mit Deutschland und der Schweiz
Deutschland meldete 2022 rund 700 Opfer von Menschenhandel, was angesichts der größeren Bevölkerungszahl zu erwarten ist. Die Opfer stammen in vielen Fällen aus West- und Ostafrika, und sexuelle Ausbeutung bleibt der Hauptzweck des Handels. Die Strafverfolgung ist in Deutschland relativ effektiv, mit einer Verurteilungsrate von etwa 60 %.
In der Schweiz wurden 118 Fälle registriert, wobei der Fokus stärker auf Zwangsarbeit liegt, insbesondere in Haushalten und der Gastronomie. Wie in Österreich ist die Schweiz auf internationale Kooperationen angewiesen, um grenzüberschreitende Netzwerke zu bekämpfen. Beide Länder verfolgen ähnliche Strategien zur Prävention, darunter Sensibilisierungskampagnen und die Unterstützung von Opfern.
Der GLOTIP2024 hebt hervor, dass der Menschenhandel ein globales Problem bleibt, das entschlossenes Handeln und internationale Zusammenarbeit erfordert. Besonders die ungleiche Strafverfolgung und die wachsende Anfälligkeit bestimmter Bevölkerungsgruppen sind Herausforderungen, die nicht länger ignoriert werden können.
Letztendlich die gute Nachricht: durch die Reduktion der Flüchtlingsströme, wie jetzt zum Beispiel aus Syrien, verringert sich auch die Zahl der Personen die von Menschenhandel betroffen sind.
Den gesamten Bericht finden Sie hier: https://www.unodc.org/unodc/en/data-and-analysis/tip.html