Ein neuer globaler Report der Association for the Prevention of Torture (APT) stellt die Situation von Frauen in Gefängnissen in den Mittelpunkt und analysiert die Erkenntnisse nationaler Präventionsmechanismen aus 46 Ländern weltweit. Die Ergebnisse zeichnen ein ernüchterndes Bild: Frauen im Strafvollzug sind oft Opfer systemischer Diskriminierung, mangelnder gendersensitiver Ansätze und fragwürdiger Haftpraktiken.

Trotz der Tatsache, dass Frauen weltweit nur 5 % der Gefängnisinsassen ausmachen, sind ihre Zahlen seit dem Jahr 2000 überproportional gestiegen. Ein Drittel dieser Frauen befindet sich in Untersuchungshaft, und in vielen Fällen fehlt es an speziellen Frauengefängnissen. Besonders betroffen sind marginalisierte Gruppen wie Schwangere, LGBTIQ+-Personen und Frauen mit Behinderungen, deren spezifische Bedürfnisse in den meisten Gefängnissen nicht ausreichend berücksichtigt werden.

Die Ursachen: Armut, Drogenpolitik und strukturelle Diskriminierung

Frauen geraten oft wegen nicht gewalttätiger, geringfügiger Straftaten ins Gefängnis – Delikte, die oft durch Armut, Marginalisierung oder geschlechtsspezifische Gewalt bedingt sind. In Lateinamerika sind beispielsweise bis zu 65 % der weiblichen Gefängnisinsassen wegen Drogendelikten inhaftiert, häufig mit unverhältnismäßig hohen Strafen.

Kritik an Haftpraktiken

Der Bericht deckt auf, dass gängige Praktiken wie routinemäßige Leibesvisitationen, Isolationshaft und restriktive Maßnahmen nicht nur unangemessen sind, sondern auch zu Missbrauch und Traumatisierung führen können. Besonders invasive Praktiken, wie das Durchsuchen von Körperhöhlen, werden oft ohne klare rechtliche Rahmenbedingungen durchgeführt und von den Autoren des Reports scharf kritisiert.

Reformbedarf und Empfehlungen

Der Report bennent tiefgreifende notwendige Reformen:

  • Alternativen zur Haft: Gesetzliche Maßnahmen wie Hausarrest für schwangere Frauen oder Mütter von Kleinkindern könnten die Zahl weiblicher Inhaftierter reduzieren.
  • Gendergerechte Ansätze: Gendersensitive Betreuung und Programme, die Faktoren wie Armut, Gewalt und mentale Gesundheit berücksichtigen, sollten zum Standard werden.
  • Verbot diskriminierender Praktiken: Körperliche Durchsuchungen ohne Anlass und Isolationshaft sollten streng reguliert oder verboten werden, insbesondere für vulnerable Gruppen.
  • Bildung und Daten: Der Aufbau verlässlicher, geschlechterdisaggregierter Daten ist unerlässlich, um wirksame Politiken zu entwickeln.

Internationale Verantwortung

Der Bericht hebt hervor, dass der Umgang mit Frauen in Gefängnissen nicht nur eine nationale, sondern eine globale Herausforderung darstellt. Mit universellen Standards wie den „Bangkok Rules“ existieren bereits Rahmenwerke, die den Schutz von Frauen im Strafvollzug gewährleisten sollen. Die Umsetzung dieser Standards bleibt jedoch lückenhaft.

Dieser Report ist ein dringender Appell an Regierungen, Justizsysteme und die internationale Gemeinschaft, die Rechte und Bedürfnisse von Frauen im Strafvollzug stärker zu berücksichtigen. Eine gendersensitive Justizpolitik könnte nicht nur das Leben der Inhaftierten verbessern, sondern auch langfristig zu einer gerechteren Gesellschaft beitragen.


Hier können Sie den Report im Orginal finden: https://www.apt.ch/sites/default/files/2024-12/Women%20in%20Prison%20-%20APT.pdf?utm_source=APT+Reporter&utm_campaign=2c3b3844fb-EMAIL_CAMPAIGN_2022_09_15_12_12_COPY_01&utm_medium=email&utm_term=0_966bd00102-2c3b3844fb-601136283

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