Im Kontext der demografischen Alterung der Weltbevölkerung ist eine Zunahme des Anteils älterer Menschen in Haftanstalten zu beobachten. Diese Entwicklung konfrontiert die Strafvollzugssysteme weltweit mit beträchtlichen Herausforderungen, da sie vielfach nicht auf die spezifischen Bedürfnisse und Anforderungen dieser Bevölkerungsgruppe ausgerichtet sind. Eine Anpassung der Haftbedingungen ist notwendig, um älteren Gefangenen eine angemessene Behandlung und menschenwürdige Lebensverhältnisse zu ermöglichen.
Demografischer Wandel und die Folgen für Haftanstalten
In zahlreichen Ländern ist eine steigende Lebenserwartung zu verzeichnen, was zu einem höheren Anteil älterer Menschen in Haftanstalten führt. Dies lässt sich auf verschiedene Faktoren zurückführen. Einerseits tragen verschärfte Strafgesetze, insbesondere längere Haftstrafen, dazu bei, dass Menschen bis ins hohe Alter inhaftiert bleiben. Andererseits zeigt sich ein Anstieg der von älteren Menschen begangenen Straftaten, was eine höhere Inhaftierungsrate dieser Altersgruppe zur Folge hat. Diese Entwicklungen stellen Gefängnisse vor neue Herausforderungen, da viele Haftanstalten nicht darauf ausgelegt sind, ältere Menschen zu versorgen. Sowohl bauliche Strukturen als auch organisatorische Abläufe müssen überarbeitet werden, um dieser Bevölkerungsgruppe gerecht zu werden.
Gesundheitsversorgung: Ein drängendes Problem
Die gesundheitliche Versorgung älterer Häftlinge stellt eine der größten Herausforderungen im Strafvollzug dar. Oft leiden die Betroffenen bereits vor der Inhaftierung an chronischen Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck oder altersbedingten Beschwerden wie Arthritis und Demenz, die sich im Gefängnis verschlimmern. Viele Justizanstalten sind jedoch nicht ausreichend ausgestattet, um diese komplexen Gesundheitsbedürfnisse zu bewältigen. Medizinische Einrichtungen innerhalb der Gefängnisse sind häufig personell unterbesetzt und überlastet, was die Betreuung älterer Gefangener erheblich erschwert. Darüber hinaus sind viele Haftanstalten nicht barrierefrei, was für ältere Menschen mit eingeschränkter Mobilität ein erhebliches Problem darstellt. Treppen, enge Gänge und ungeeignete sanitäre Einrichtungen erschweren den Alltag. Auch der Zugang zu medizinischen Behandlungen ist oft eingeschränkt, und präventive Gesundheitsprogramme sind selten verfügbar.
Psychosoziale Herausforderungen und soziale Isolation
Neben den körperlichen Leiden sind ältere Gefangene oft auch mit psychosozialen Problemen konfrontiert, was zu einer zusätzlichen Belastung führt. Die Inhaftierung führt häufig zu sozialer Isolation, da der Kontakt zur Familie und Freunden schwindet. Diese Isolation kann zu einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit führen und das Risiko von Depressionen und Angststörungen erhöhen. Gefängnisse bieten oft nur begrenzt Möglichkeiten für soziale Interaktion oder Aktivitäten, die speziell auf die Bedürfnisse älterer Häftlinge abgestimmt sind. Dadurch verbringen viele ältere Gefangene die meiste Zeit in ihren Zellen, ohne sinnvolle Beschäftigung oder Kontakt zu anderen Insassen. Dieser Mangel an sozialer Unterstützung verstärkt das Gefühl der Isolation und kann das Wohlbefinden der älteren Gefangenen erheblich beeinträchtigen.
Rechtliche und ethische Überlegungen
In vielen Fällen stellt sich die Frage, ob die fortdauernde Inhaftierung älterer Menschen, insbesondere jener mit schweren gesundheitlichen Problemen, mit den Grundsätzen der Menschenwürde vereinbar ist. Einige ExpertInnen argumentieren, dass die Haftbedingungen älterer Menschen einer „doppelten Bestrafung“ gleichkommen, da sie nicht nur ihre Freiheit verlieren, sondern auch unter Bedingungen leben, die ihre physische als auch psychische Gesundheit weiter beeinträchtigen. Dies wirft ethische und rechtliche Fragen auf, ob alternative Formen des Strafvollzugs, wie Hausarrest oder Bewährungsstrafen, angemessener wären. Auch die Unterbringung in spezialisierten Pflegeeinrichtungen wird zunehmend als humane Alternative diskutiert.
Handlungsbedarf und Empfehlungen
Um den besonderen Bedürfnissen älterer Häftlinge gerecht zu werden, sind umfassende Reformen notwendig. Die Infrastruktur von Gefängnissen muss zunehmend barrierefrei gestaltet werden, um den Bedürfnissen älterer Menschen zu entsprechen. Dazu gehören behindertengerechte Zellen und sanitäre Einrichtungen sowie die Bestellung von Gehhilfen und Rollstühlen. Zudem muss die Gesundheitsversorgung in den Haftanstalten erheblich verbessert werden. Spezialisierte medizinische Programme, die sich auf die Behandlung chronischer Krankheiten und die Bereitstellung von Palliativpflege konzentrieren, sind notwendig, regelmäßige Gesundheitschecks und Präventionsprogramme könnten ebenfalls zur Erhaltung der Gesundheit beitragen. Darüber hinaus ist eine stärkere psychosoziale Unterstützung erforderlich. Programme, die soziale Interaktion und Gemeinschaftsaktivität fördern, sollten eingerichtet werden, um Isolation und psychischen Erkrankungen entgegenzuwirken. Auch der Zugang zu psychologischer Betreuung muss nachhaltig verbessert werden, um die psychische Gesundheit dieser besonders gefährdeten Gruppe zu schützen.
Würdevolles Altern hinter Gittern
Die steigende Anzahl älterer Menschen in Haft führt zu signifikanten Herausforderungen für die Strafjustizsysteme weltweit. Diese besonders schutzbedürftige Bevölkerungsgruppe bedarf daher einer besonderen Aufmerksamkeit und Unterstützung, um ihre Menschenwürde und ihr Recht auf eine menschenwürdige Behandlung zu gewährleisten. Die Anpassung der Gefängnisinfrastruktur, die Verbesserung der Gesundheitsversorgung sowie die Förderung sozialer Kontakte stellen entscheidende Maßnahmen dar, um die Lebensbedingungen älterer Gefangener zu optimieren und sicherzustellen, dass ihre Rechte respektiert werden. Um zu gewährleisten, dass ältere Menschen im Gefängnis nicht unnötig leiden und in Würde altern können, ist die Umsetzung umfassender Reformen unerlässlich.
Das schlimme daran, man sammelt in der Justiz wohl Daten, doch weiter passiert wieder besseren Wissens nichts. Im Gegenteil, ein sehr bekannter Fall hat heuer im Frühjahr zum einem gezeigt wie Menschen unwürdig unsere Gesellschaft mit diesem Thema umgeht, zum anderen wurde sichtbar welchen hohen Aufwand eine betroffene Person über sich ergehen lassen muss. Hierbei wird bspw. auf keine mögliche Re-Traumatisierung gedacht – Ja, auch Täter*innen, können Traumata durchleben. Auch die hohen Kosten welche Insass*innen in Kauf nehmen müssen, sind in den meisten Fällen nicht tragbar.
Im Zusammenhang mit der juristischen Hilfestellung eines hochbetagten Insassen aus der JA Krems Stein, wurde nicht nur die bekannte Wiener Rechtsanwältin Dr.in Astrid Wagner öffentlich beschimpft, sondern auch viele andere Personen welche sich für eine Verlegung des an Demenz leidenden hoch betagten Insassen aussprachen.
Im Gesundheitswesen wären diese alten Menschen mit medizinischer Diagnose, wesentlich besser verortet und betreut, als in einer Einzel Zelle.
Da kann sich das Justizwache Personal noch so bemühen, diese Personen sind einfach nicht zuständig und auch nicht ausgebildet, sie hätten sonst eine andere berufliche Karriere angestrebt.